„Ist die Pflege durch Angehörige ein Auslaufmodell?“
Diskussion zu Pflegemodellen eröffnete Alter:native 2013
Die Münchnerin Martina Rosenberg pflegte über acht Jahre Mutter und Vater, schöpfte dabei alle ihr zur Verfügung stehenden Hilfsangebote vom ambulanten Pflegedienst über die Kurzzeitpflege bis hin zur polnischen Pflegekraft aus und schrieb ihre Erfahrungen nieder im Buch „Mutter, wann stirbst Du endlich?“.
Rosenberg, sich des provokanten Titels durchaus bewusst, erzählte am 11.07.2013 ihre Geschichte in Halle. Eine, die stellvertretend für heute insgesamt 2,5 Millionen pflegender Angehöriger steht. Mit der Diskussion „Ist die Pflege durch Angehörige ein Auslaufmodell?“ begannen im Lichthaus Halle offiziell die Halleschen Aktionstage Alter:native 2013.
„Wir waren eine ganz normale Familie und wurden krank daran. Alle. Pflege daheim ist eben nicht so einfach, wie viele behaupten.“
Martina Rosenberg
Die Autorin löste damit eine rege Diskussion zwischen den anwesenden pflegenden Angehörigen, Pflegeprofis und angehenden Pflegekräften aus. Im Mittelpunkt des Dialoges stand die Frage, wie denn nun eine optimale Pflege aussehen kann und muss. Einhellige Meinung war, dass immer mehr Senioren so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben möchten. Auf der anderen Seite sei Fakt, dass sich die Lebensmodelle von Kindern und Kindeskindern in den letzten 20 Jahren grundlegend verändert haben.
Kaum jemand wird Ausbildung, Job und Wohnort an der Stelle seiner Kindheit finden. Was, wenn die Eltern dann pflegebedürftig werden? Für Andreas Fritschek, Vorstand der Paul-Riebeck-Stiftung, stimmte schon diese Frage nicht:
„Kann man denn den Kindern die Bürde der eigenen Pflege anlasten? Nein, jeder ist heute in der Pflicht, für sich zu sorgen. Dazu gehören frühzeitig klare Verabredungen, wie ich wann und wo versorgt werden will.“
Andreas Fritschek, Vorstand der Paul-Riebeck-Stiftung
Die eine Lösung, so das Fazit, gibt es nicht. Wohl aber die Notwendigkeit für jeden Einzelnen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Halles Sozialdezernent Tobias Kogge hatte es eingangs auf den Punkt gebracht:
„Wir wollen uns einmischen in einen Prozess, der uns automatisch alle betrifft. Den einen früher, den anderen später. Daran vorbei kommt keiner.“
Tobias Kogge, Sozialdezernent Halle (Saale)